Ein Meinungsbeitrag unserer Generalsekretärin Petra Winkler.
In Deutschland wird die Energiewende gefeiert, als ob sie die Lösung des Weltklimaproblems wäre – aber wenn man genau hinschaut, ähnelt das Konzept eher einem missglückenden Schul-Experiment. In der Theorie sieht zwar alles wunderbar grün und nachhaltig aus, die Praxis beschert uns jedoch zwei Phänomene, die nicht nur das Netz aus dem Gleichgewicht bringen, sondern die Energiewende zu einer gefährlichen Lachnummer machen: die Dunkelflaute und die Hellbrise.
Was heißt eigentlich Dunkelflaute und Hellbrise?
Zunächst zur Dunkelflaute, einem charmanten Begriff für die Tage im Winter, an denen weder Wind noch Sonne unser Land in ausreichendem Maße beglücken. Also genau dann, wenn Deutschland auf seine inzwischen riesig große Flotte von Windrädern und Solarparks angewiesen ist. Aber – Überraschung! – häufig genug bläst dann kein Wind, der Himmel bleibt oft sogar tagelang grau und trüb. Das bedeutet: Nichts geht mehr. Die „erneuerbare Energie“ ist wie von Zauberhand verschwunden. Und was passiert dann? Richtig: Während der Bedarf an Strom in der dunklen und kalten Jahreszeit überdurchschnittlich weit oben ist, wird es bei der Produktion von Strom eng. Die Netzbetreiber haben dann alle Hände voll zu tun, um durch das Anschalten „schmutziger“ CO2-emittierender Kraftwerke das Netz stabil zu halten.
Das gleiche Problem bekommen wir jetzt zunehmend mit der sogenannten Hellbrise, die bei jedem weiteren Zubau von Photovoltaikanlagen immer häufiger und extremer auftreten kann: Wenn nämlich die Sonne an einem wolkenlosen Himmel über ganz Deutschland strahlt, wenn vor allem zur Mittagszeit die Solarzellen vor Energie nur so strotzen und dann noch eine kräftige Brise weht, gibt es viel zu viel des Guten.
Das Problem mit der Netzstabilität
Das grundsätzliche Problem bei der Energiewende mit der unsteten Einspeisung von flatterhaftem „Zappelstrom“ besteht darin, das Netz bzw. die Netzfrequenz stabil zu halten in einem schmalen Korridor bei 50 Hertz. Fällt die Frequenz unter 48 Hertz oder steigt sie über 52 Hertz, gerät das Netz aus dem Takt, der gefürchtete Blackout droht, bei dem das Stromnetz zusammenbricht. Das sukzessive Wieder-Anschalten könnte sich über mehrere Tage erstrecken, so lange gibt es in Deutschland keinen flächendeckenden Strom, was den Zusammenbruch des zivilen Lebens bedeuten dürfte (kein Bankautomat funktioniert, kein Einkaufsmarkt, keine Tankstelle und auch zu Hause geht nichts mehr, was auch die Fahrt mit dem E-Mobil erschweren dürfte!).
Während man bei der Dunkelflaute mit zu wenig Stromproduktion durch Erneuerbare die Gas- und Kohlekraftwerke zur Not bis zum Anschlag hochfährt, bleibt bei einem Überangebot von Strom in der Hellbrise den Netzbetreibern nur die Möglichkeit, die Überlastung des Stromnetzes durch Brownouts zu verhindern – also indem einspeisende Anlagen vom Netz abgekoppelt werden, um diese Überproduktion einzudämmen. Auf der Karte hier zeigen die roten bzw. dunkelroten Flecken die Abschaltungen bei der Bayernwerk Netz GmbH im Mai 2024.

Nun wurden in der Zwischenzeit zum Jubel vieler Energiewendegläubiger weitere Solarkollektoren aufgebaut. Wie prekär die Lage damit diesen Sommer werden dürfte, vor allem über Feiertage wie Ostern oder Pfingsten, wenn viele Betriebe keinen Strom benötigen, zeigt ein vielbeachtetes Zitat des Stromhandelsexperten Amani Joas im pv magazine:
„Am Ostersonntag 2025 sinkt die Stromnachfrage während der Mittagsstunden auf etwa 40 Gigawatt, während Solaranlagen auf Dächern allein bis zu 34,2 Gigawatt produzieren. Zusammen mit 8 Gigawatt konventioneller Must-Run-Kapazität und weiteren 11,7 Gigawatt aus netzgekoppelten erneuerbaren Energien, die nicht abgeregelt werden, ergibt sich ein Gesamtangebot von 53,9 Gigawatt. Viel zu viel Strom ist im Netz. Selbst bei einem optimistischen Export von 8 Gigawatt bleibt ein Überangebot von 5,9 Gigawatt bestehen, was der Leistung von fünf Kernkraftwerken entspricht.“
Amani Joas im pv magazine
Die Energiewende ist für die Tonne
Genau das ist von Anfang an das Grundproblem bei der Energiewende gewesen: Politik und auch die Medien haben das Konzept der Erneuerbaren in den höchsten Tönen gelobt, ohne jemals wirklich zu bedenken, was bei zu viel oder zu wenig Einspeisung mit dem Netz passiert. Deutschland hat seine Energiezukunft auf ein Konzept gesetzt, das in weiten Teilen weder zuverlässig noch skalierbar ist, und das ohne eine echte Lösung für die Bewältigung der Schwankungen gefunden zu haben.
„Ja, aber irgendwo weht doch immer Wind“ oder „Man kann doch überschüssigen Strom speichern“ oder „Das gemeinsame europäische Stromnetz“ sind gern verbreitete Gedankenansätze zu diesem Problem. Allerdings hakt und klemmt es bei jedem dieser Gedanken, wenn man ihn einmal drei Meter weiterdenkt. Es nützt nichts, wenn an der Nordseeküste ein Sturm weht, wenn die Netzleitungen nicht ausgebaut sind, um den Strom an den Bodensee zu leiten. Die verfügbaren Speicher in Deutschland reichen gerade für ein paar Minuten (im Zweifelsfall bräuchten wir aber Speicher für mehrere Tage und dabei wird ausgeblendet, welche Umweltgefahren hier bei einem Brand drohen, siehe aktuell der Brand in Moss Landing).
Und nicht zuletzt haben auch unsere europäischen Nachbarn langsam die Nase voll von dem deutschen Alleingang wie das Beispiel der Energieminister in Schweden und Norwegen zeigt, die bei der letzten Dunkelflaute im Dezember deutlich machten, wie wütend sie über Deutschlands Energiepolitik sind.
Der vor ein paar Jahren verbreitete Gedanke, Deutschland würde hier eine Pionierrolle einnehmen und alle anderen Ländern würden unserem glorreichen Beispiel folgen, hat sich völlig ins Gegenteil verkehrt: Fast alle Länder um uns herum sehen Deutschland als energietechnisches Negativbeispiel und setzen klar auf Kernkraft oder denken zumindest darüber nach.
Und was macht die Politik stattdessen? Sie hält unbeirrbar an diesem zum Scheitern verurteilten Konzept fest. Diese Traumtänzerei und Realitätsverleugnung erinnert mehr und mehr an einen Hochseilakt ohne richtiges Sicherheitsnetz.
Bessere Konzepte sind gefragt!
Das Fazit: diese Energiewende wird – so undurchdacht wie sie konzipiert worden ist – nicht funktionieren, das bestehende Konzept ist für die Tonne. Statt flatterhaftem Zappelstrom durch Erneuerbare braucht ein Industrieland wie Deutschland kostengünstigen und stabil verfügbaren Strom, so wie Kernkraft ihn liefern kann. Übrigens plädieren Wir Bürger in unserem Parteiprogramm für die Kernkraft. Seit über 40 Jahren jagen grüne und fortschrittsfeindliche Politiker und NGO uns Angst ein vor der Atomkraft (so wie auch bei Transrapid, Gentechnik und anderen fortschrittlichen Technologien) – es wird Zeit, dass wir uns weniger verängstigen lassen und wieder mehr auf Vernunft setzen! Also her mit besseren Konzepten und ran an diese vermurkste Energiewende! Sonst zahlen die Zeche dieser Politik am Ende wir, die Bürger, Verbraucher und Unternehmen – sofern letztere es nicht vorziehen, dieses Land der irregeleiteten Energiepolitik zu verlassen.